Neue Kronen Zeitung, Sondernummer 6/98
Text und Fotos: Richard Schmitt


Mörderjagd mit Klebestreifen


Dr. Friederike Blümelhuber
Linzer Kriminaltechnikerin wurde erstmals per Hubschrauber zum Tatort eingeflogen.

Der U-Häftling (24) widerrief sein Geständnis, den Gmundner Taxler (63) erstochen zu haben. Ob der Mord zu beweisen und der Verdächtige zu verurteilen sein wird, hängt jetzt von den Spuren ab, die von der Linzer Kriminaltechnikerin Mag. Dr. Friederike Blümelhuber am Tatort akribisch eingesammelt wurden.

Die gebürtige Steyrerin und studierte Chemikerin ist von der Kriminologie fasziniert, seit sie vor 30 Jahren die Familie jenes Arztes kennengelernt hatte, der monatelang schuldlos wegen Mordverdachts eingesperrt war: "Um an keinem ähnlichen Fall mitschuldig zu werden, wurde ich pedantisch." Erst verschlang sie Krimis, dann studierte - und publizierte sie Fachliteratur. Als sie einen Volkshochschulkurs über Mordfälle hielt, schickte Gendarmerie-Brigadier Manfred Schmidbauer seine Profis der Tatortgruppe: "Die waren über die modernen Spurensicherungsmethoden erstaunt", erzählt Blümelhuber, "die ich mir vom FBI und in Zürich abgeschaut habe, die aber hier verhindert wurden, weil nur Anfangsschwierigkeiten und keine Weiterentwicklungen bekannt waren."


Taxlermord: Drei Stunden benötigte die Kriminaltechnikerin zur Spurensicherung.
Nur die Vorarlberger waren fortschrittlicher: Sie haben schon 1990 rund um eine ermordete Prostituierte den gesamten Waldboden abgeklebt, sodaß sie später auf den Klebefolien unter all dem Laub, den Pflanzen, Fichtennadeln und Humusresten auch 150 Fasern vom roten Schal Jack Unterwegers fanden. Mit ähnlich mikroskopischen Faser-, Lack- und Haaranalysen soll Blümelhuber nach zwölf Jahren nun auch einen Linzer Prostituiertenmord klären, den Tibor Foco leugnet: "In einigen Wochen ist mein Gutachten fertig", sagt die Kriminaltechnikerin, die schon acht Mitarbeiter beschäftigt und bereits hundert Fälle pro Jahr untersucht: "Immer öfter holen mich die Richter und Gendarmen gleich zum Tatort", freut sich Blümelhuber über die steigende Akzeptanz ihrer "Tixo-Technik": Bei ihrem ersten Einsatz in Traun hat sie aber nicht mehr helfen können, weil das Mordopfer mit einer Wolldecke zugedeckt worden war, die alle Faserspuren vernichtet hatte. Aber beim nächsten Mordfall in Pasching ist sie fündig geworden.

Und so wurde die Linzerin am 23. Mai sogar per Hubschrauber zum Taxlermord nach St. Konrad geflogen, um das Auto und die Leiche genau nach Plan "abzukleben", um jede signifikante Faser von der Kleidung des Verdächtigen zu sichern: "Weil es kein Verbrechen ohne Spuren gibt!"

Weil Lösungen nicht einfach sind